Wird Google Analytics verboten und was bedeutet das genau?
Das Jahr 2022 hat bereits einen ereignisreichen Start hingelegt: Google Analytics wird genau unter die Lupe genommen. Die Datenschutzbehörde AP (Personal Data Authority) warnt, dass die Nutzung von Google Analytics möglicherweise ganz eingestellt werden muss. Nicht sehr verrückt, wenn man bedenkt, dass wir alles Mögliche über unsere Website-Besucher wissen wollen. Mit Cookies lassen wir unsere Besucherinnen und Besucher alles Mögliche akzeptieren und machen es so einfach, die Besucherinnen und Besucher unserer Website zu erkennen. Aber was, wenn das bald nicht mehr erlaubt ist? Was genau bedeutet das für dich und welche Alternativen gibt es? Wir geben dir gerne mehr Informationen darüber!
Warum steht Google Analytics plötzlich auf dem Prüfstand?
Das ist eine gute Frage. Denn nichts kommt über Nacht. Alles begann nach einer Beschwerde von Max Schrems. Er reichte im August 2020 101 Datenschutzbeschwerden bei verschiedenen europäischen Aufsichtsbehörden ein, unter anderem bei der niederländischen Datenschutzbehörde. Es handelte sich um Beschwerden über Marktplaats, Thuisbezorgd und PostNL. Auch im restlichen Europa wurden Beschwerden über ähnliche Dienste eingereicht, die ihre persönlichen Daten einfach in die USA schicken würden. Die 101 Beschwerden hatten auch einen gewissen Symbolcharakter, denn einen Monat zuvor hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass zwischen den USA und Europa kein Datenaustausch mehr stattfinden darf. Max Schrems wollte, dass die Regulierungsbehörden das Urteil nutzen, um Nutzerdaten nach den USA zu verbannen. Und, du hast es erraten, einer dieser Fälle betraf Google Analytics. Und so kam der Ball ins Rollen.
Wichtig zu wissen ist auch, dass es in dem Fall nicht um Google Analytics selbst ging, sondern um eine Website, die dieses Tool verwendet. Das ist ein Unterschied. Es kann sein, dass Google Analytics nicht verboten wird, wenn du einige Dinge richtig einrichtest. Die Verwendung von Google Analytics verstößt gegen die DSGVO, Google Analytics selbst nicht (obwohl das sehr zweideutig klingt).
Was genau ist das Problem mit Google Analytics?
Das Problem liegt darin, dass wir unsere Kunden online verfolgen. Fair ist fair: Dieser Punkt wird schon seit Jahren diskutiert. Deshalb ist seit 2015 auch ein Cookie-Banner Pflicht, wenn du online Kundendaten sammelst (z.B. über Google Analytics). Jetzt geben deine Kunden tatsächlich ihr Einverständnis, Cookies setzen zu dürfen. Es ist im Gespräch, diese Option ganz zu verbieten, damit du den Nutzer/innen nicht mehr folgen kannst. Und du kannst diese Daten nicht mehr nutzen, um Werbung zu machen, um den Kunden anzulocken. Vier neue europäische Gesetze sind in der Pipeline. Das sind der Digital Services Act (DSA), der Digital Markets Act (DMA), der Data Governance Act (DGA) und die Artificial Intelligence Regulation (AIR). Der EDPB (Europäischer Datenschutzausschuss) ist der Meinung, dass diese vorgeschlagenen Gesetze nicht gut genug geregelt sind.
DSA, DGA und DMA: Digital Services Act, Digital Markets Acts und Data Governance Act
Diese drei Themen sind eine Erweiterung der anderen. Sie möchten einen sichereren digitalen Raum schaffen, in dem die Rechte aller Nutzer/innen geschützt sind. Es soll dir mehr Kontrolle darüber geben, was du online siehst. Website-Besucher können entscheiden, ob sie gezielte Werbung zulassen wollen oder nicht, und sie erhalten klare Informationen darüber, warum ihnen bestimmte Inhalte empfohlen werden. Die DSA ist hauptsächlich für die Moderation von Inhalten und die Haftung von Online-Vermittlern zuständig. Die DGA schützt staatliche Daten, Datenvermittlungsdienste und Datenauthentifizierungsorganisationen vor unrechtmäßiger staatlicher Weitergabe oder dem Zugriff auf nicht-personenbezogene Daten. Der Verkauf von Daten ist somit nicht mehr möglich. Und das, obwohl Google Analytics seine Daten in den USA und nicht in Europa speichert.
👉Was ist falsch an diesen Gesetzgebungen?
Die Datenschützer wollen strengere Regeln für personalisierte Anzeigen in der DSA. Diese Anzeigen basieren jetzt z.B. auf Tracking-Cookies. Der EDPB möchte, dass das Tracking von Menschen auf diese Weise ganz verboten wird.
AIR: Regulierung der künstlichen Intelligenz
Da künstliche Intelligenz (KI) in der Wirtschaft und in unserem Alltag eine immer größere Rolle spielt, haben sich sowohl Unternehmen als auch Verbraucherorganisationen für klarere Regeln eingesetzt, um einen fairen Umgang mit KI sicherzustellen. Im Mai 2021 hat die Europäische Union als erstes Gremium der Welt eine umfassende Antwort in Form von Verordnungen veröffentlicht, die speziell auf die Entwicklung und Nutzung von KI abzielen. Die vorgeschlagenen Vorschriften würden für jedes KI-System gelten, das in der Europäischen Union eingesetzt oder produziert wird, was Auswirkungen auf Organisationen auf der ganzen Welt hat.
👉 Was ist falsch an dieser Gesetzgebung?
Der EDPB fordert ein vollständiges Verbot von Gesichtserkennung und Profiling mit KI. Vor allem, weil dies oft zu Diskriminierung führt. Ein System, das registriert, ob du männlich, weiblich oder heterosexuell bist, kann dazu führen, dass du benachteiligt und damit diskriminiert wirst.
Das sind konkrete Beispiele dafür, was dem EDPB an diesen Gesetzesentwürfen nicht gefällt. Insgesamt sind es drei Punkte, mit denen der EDPB nicht einverstanden ist:
- Diese Gesetze schützen die Rechte der Bürger nicht ausreichend.
- In gewisser Weise widersprechen sie bestehenden Gesetzen, man denke nur an das DSGVO-Gesetz (Allgemeine Datenschutzverordnung)
- Die Aufsicht über diese vorgeschlagenen Gesetze ist nicht gut genug geregelt (welche Aufsichtsbehörden sollen was genau durchsetzen?)
Wann werden wir mehr wissen?
OK, jetzt weißt du, was du erwarten kannst. Möglicherweise treten wir in eine Cookie-freie Ära ein. Mit Betonung auf möglicherweise. Denn nichts ist sicher. Die Entscheidung über die betreffende Website in Österreich ist bereits gefallen. "Nach Ansicht der Aufsichtsbehörde kann Google Analytics nicht wie in Artikel 5 der DSGVO vorgeschrieben eingesetzt werden." Die Website wurde inzwischen übernommen und befindet sich jetzt in Deutschland. Die deutsche Aufsichtsbehörde müsste noch entscheiden, ob sie diese Entscheidung übernimmt oder nicht. Das Urteil gilt für Websites, die Google Analytics verwenden, nicht für Google Analytics selbst. Das Urteil ist noch nicht bindend, das liegt jetzt an den deutschen Aufsichtsbehörden. Wenn Google zum Beispiel seine Daten in Europa statt in den USA speichern würde, wäre das schon ein erheblicher Unterschied, denn dann würden die Daten nicht mehr "weiterverkauft" werden. Bald werden wir hoffentlich mehr darüber wissen!
Welche Alternativen warten auf dich?
Es ist nicht verkehrt, sich vorsorglich nach einem anderen Tool umzusehen, mit dem du Daten von deinen Website-Besuchern sammeln kannst. Und glaube uns: Es gibt jede Menge Alternativen. Im Folgenden findest du eine kleine Liste mit Alternativen. Der Vorteil dieser Alternativen ist, dass sie die Daten in Europa verarbeiten. Die folgenden Plattformen werden selbst gehostet (so kannst du selbst entscheiden, welche Daten du erfassen willst).
Plausible ist unglaublich benutzerfreundlich und leichtgewichtig für deine Website. Die Oberfläche erinnert ein wenig an Google Analytics. Eine Demo von Pausible findest du hier.
GoatCounter ist ebenfalls sehr unauffällig und liefert dir die Statistiken, nach denen du fragst. Zum Beispiel zeichnet es nützliche Statistiken wie Browserinformationen, Standort und Bildschirmgröße auf. Verfolgt verweisende Websites und Kampagnen.
- Shynet
Shynet ist weniger bekannt, aber sicher nicht weniger benutzerfreundlich! Funktioniert ohne Cookies, so dass keine Cookie-Benachrichtigung mehr nötig ist. Die Idee ist, dass du eine Menge nützlicher Informationen erhältst und gleichzeitig die Privatsphäre der Besucher respektierst.
- Umami
Das Ziel ist es, dir eine freundlichere, datenschutzfreundliche Alternative zu Google Analytics und eine kostenlose, quelloffene Alternative zu kostenpflichtigen Lösungen zu bieten. Umami sammelt nur die Statistiken, die dich interessieren, und alles passt auf eine einzige Seite. Stell dir das Ganze als eine Art Dashboard vor: alle Informationen auf einer Seite. Wie praktisch! Eine Demo von Umami findest du hier.
- Offen
Transparenter Umgang mit Daten? Dann bist du bei Offen an der richtigen Adresse. Offen ist eine ehrliche Webanalysesoftware, die den Nutzern Einblick in die von ihnen erzeugten Daten gibt, indem sie ihnen Zugang zu denselben Analysetools gewährt, die auch die Website-Administratoren selbst nutzen. Ja, auf diese Weise sehen deine Website-Besucher genau, welche Informationen sie auf deiner Website hinterlassen. Den Nutzerdaten wird eine Erklärung über ihre Bedeutung, Relevanz, Verwendung und mögliche Auswirkungen auf den Datenschutz beigefügt, sowie ein Hinweis darauf, welche Daten nicht erfasst werden. Alle Daten können von den Nutzern selektiv oder in ihrer Gesamtheit gelöscht werden. Auf diese Weise lässt du deinen Website-Besuchern wirklich die Kontrolle! Willst du wissen, wie das genau aussieht? Schau dir die Demo hier an!
In Freshlytics arbeitest du mit einem Dashboard. In deinem Dashboard siehst du alle Informationen, die für dich als Webshop wichtig sind. Denk an die Seitenaufrufe, die verwendeten Browser, wie viele Nutzer auf deiner Website sind, usw. Mit freshlytics werden keine Cookies gesetzt. Es gibt keine Demo, aber einige Screenshots der Benutzeroberfläche findest du hier.
- Ackee
Zu guter Letzt: Acklee. Acklee arbeitet ebenfalls mit einer Seite, die dein Dashboard ist. Du hast dann die Standarddaten vor dir: die Anzahl der Besucher, die Anzahl der Seitenaufrufe, welchen Browser sie benutzen, ob sie deine Website über Desktop oder Mobile ansehen und so weiter. Mit Acklee kannst du ganz einfach die Domäne wechseln, um dein Dashboard zu sehen. Praktisch, wenn dein Webshop aus mehreren Sprachen besteht! Eine Demo von Acklee findest du hier.
Neben diesen bekannten Analysetools gibt es noch viele weitere, an die du denken kannst. Google Analytics ist einfach das größte und am weitesten verbreitete. Das heißt aber nicht, dass wir alle weiterhin Google Analytics nutzen sollten. Es gibt viele andere Programme, die dir die gleichen Daten liefern. Es liegt an dir, zu entscheiden, welches für dich am besten geeignet ist.